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Samstag, 17. August 2013

Heinrich Stellmach, der Insolvenzverwalter von Solen/Payom, wundert sich seinerseits, warum sich erst so wenige der schätzungsweise 4.000 bis 5.000 betroffenen Anleger gemeldet haben, um ihre Forderungen anzumelden; auch, wenn er wenig Hoffnung macht, noch "substanzielle Werte aus dem aufgeblähten Finanzkonstrukt" holen zu können.


Payom-Anleger setzen aus das Aktienrecht 

Was beim Rating der Anleihe der Payom Solar AG passiert ist, das wird noch zu klären sein: Am 11.2.2011 bescheinigte die Agentur Creditreform dem Solarzellenhändler und -installateur mit "BBB" eine "stark befriedigende" Bonität. Sechs Wochen später kam dann die 8,5%-Anleihe von Payom heraus. Unter der entsprechenden ISIN DE000A1H3M96 erscheint die Anleihe heute unter "Solen AG" mit Kaufkursen von 7%. Solen befindet sich in der Insolvenz - zwei Jahre nach der Ausgabe der Anleihe über 26,9 Mio. €. Wenige Tage vor der Ausgabe hatte Payom-Chef Daniel Grosch im "Börse Stuttgart TV" die Aussichten der Solar-Firma in rosigen Farben geschildert. An dieser Börse wurde die Anleihe dann freudig in den Handel aufgenommen. Möglicherweise war in der Aufnahmegebühr auch ein Entgelt für das wenig kritische TV-Interview enthalten. Keine zwei Monate nach der Emission musste Chef Grosch dann einräumen, was ihm schon beim Börsen-Interview intern längst bekannt sein musste: Der Umsatz war im ersten Quartal 2011 von 39,7 Mio. auf 2,3 Mio. € geschrumpft, faktisch also fast auf null. "Wenn der Vorstand einer AG solche offensichtlich unrichtigen Aussagen trifft, macht er sich strafbar", wissen Kenner des Aktienrechts. "Das Recht gibt Betroffenen die Möglichkeit, Schadenersatz einzuklagen. So können sie evtl. mehr zurückholen als in der Insolvenz zu holen sein wird", meint Anlegeranwalt Klaus Dittke von DSKP.de in Düsseldorf. 

Befriedigende Bonität -berechtigte Ansprüche? 

Anwalt Dittke wundert sich zudem, wie die Rating-Agentur bei der Prüfung nicht bemerken konnte, dass Payom im ersten Quartal 2011 praktisch keinen Umsatz mehr machte und zwangsläufig entsprechende Verluste hinzunehmen hatte. "Wäre dies den Prüfern aufgefallen, hätte das Emissions-Rating schwerlich auf `BBB` und `stark befriedigend` lauten können", vermutet Dittke. "Die Anleihe hätte dann kaum ausgegeben werden können. Die Anleger hätten kein Geld verloren. Und wir müssten nun nicht prüfen, inwieweit die Rating-Agentur für diesen Schaden in Anspruch zu nehmen ist." Heinrich Stellmach, der Insolvenzverwalter von Solen/Payom, wundert sich seinerseits, warum sich erst so wenige der schätzungsweise 4.000 bis 5.000 betroffenen Anleger gemeldet haben, um ihre Forderungen anzumelden; auch, wenn er wenig Hoffnung macht, noch "substanzielle Werte aus dem aufgeblähten Finanzkonstrukt" holen zu können.

Schlechtes Rating - steigende Kurse, gutes Rating - riesige Verluste 

von Oskar Herbert 

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